„Nachtaktive Tiere“ in der „Sternenstadt“ Fulda
FULDA, 2. Juni 2021: Im Kampf gegen die Lichtverschmutzung hat die Stadt Fulda im Januar 2019 von der International Dark-Sky-Association (IDA) die Auszeichnung als erste „Sternenstadt“ Deutschlands erhalten. Aus diesem Anlass widmet sich eine kleine Studioausstellung den heimischen nachtaktiven Tieren, ihren besonderen Anpassungen und den Auswirkungen von künstlichem Licht auf diese Tiere.
Die kleine Studioausstellung wirft einen Blick auf die nachtaktiven Tiere in den Schaukästen der Dauerausstellung zu den Lebensräumen Wald, Flur und Siedlung. 10 Textfahnen nehmen klassische nachtaktive Tiere wie Uhu, Fledermaus, Waschbär und Insekten in den Fokus. Ein Video-Zusammenschnitt zeigt die nächtlichen Besucher im heimischen Garten von Museumsleiter Dr. Frank Verse. Die nächtlichen Aufnahmen von Steinmarder, Waschbär, Biber, Spinne und Wildschwein-Rotten stammen von Madeleine Bosold von der Unteren Naturschutzbehörde und von Familie Glaser.
Das Leben in der Dunkelheit setzt eine gute Anpassung voraus. Im Laufe der Evolution haben sich die Eigenschaften, die den Tieren Vorteile für das Leben in der Nacht verschaffen, weiterentwickelt und stärker ausgeprägt. So sind bei nachtaktiven Tieren (30% der Wirbeltiere und 60 % der Wirbellosen) die Seh-, Hör-, Tast- und Geruchssinne besonders gut ausgebildet. Von den Vögeln der Nacht haben Eulen wie etwa der Uhu eine so ausgezeichnete Nachtsicht, dass sie sogar in mondlosen Nächten 100 Meter entfernte Mäuse sehen können. Auch Fledermäuse sind mit ihrer Ultraschall-Echo-Ortung perfekt an die Dunkelheit angepasst. Von den zugewanderten „Neubürgern“ ist der Waschbär ausgewählt worden, der als Siedlungsfolger auch im Schaukasten mit dem Dachboden anzutreffen sein könnte. Ein 2. Videofilm vom NABU-Brandenburg zeigt, wie ein zu kräftiger Waschbär versucht, nachts in einen Waldkauz-Kasten zu klettern, um ihn zu plündern.
Künstliches Licht als tödliche Falle
Was uns in der Nacht ein Gefühl von Sicherheit gibt, kann für Nachtfalter, die den Mond als Lichtquelle zur Orientierung nutzen, zur tödlichen Falle werden: Sie werden von alten Straßenlaternen mit kaltem Licht wie von einem „Kunstmond“ angezogen. In einem konstanten Winkel zur Straßenlaterne geradeaus zu fliegen funktioniert nicht mehr, denn durch die Nähe der Lichtquelle ändert sich der Winkel schnell und stetig. Die Nachtfalter korrigieren von da an unablässig ihre Flugrichtung – und enden damit auf einer endlosen Kreisbahn um die Lampe. Das kostet Kraft und lässt die erschöpften Insekten zur leichten Beute werden oder endet mit dem Erschöpfungstod.
Große Aufmerksamkeit erregte im Oktober 2017 eine Studie aus Krefeld, bei der Biologinnen und Biologen dank langjähriger Feldforschung einen drastischen Schwund von Fluginsekten belegen konnten. Im Schnitt ist die Menge der Insekten innerhalb von 27 Jahren um etwa drei Viertel zurückgegangen. Geschätzt eine Milliarde Insekten lassen ihr Leben in einer einzigen Sommernacht allein an Deutschlands Lampen. Sie sterben aus Erschöpfung oder verbrennen. Zudem stört das künstliche Licht ihren Tag-Nacht-Rhythmus und ihr Jagd- und Fortpflanzungsverhalten.
Am Ende der Ausstellung gibt es noch Hinweise und wertvolle Tipps der Sternenstadt Fulda, was jeder rund ums Haus und in seinem Garten zur Reduzierung der Lichtverschmutzung tun kann. In der Ausstellung wird für kleine und große Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit geboten, mit UV-Taschenlampen die nachtaktiven Tiere in den Lebensräumen Urwald, Buchenwald, Mischwald, Fichtenforst, Grünland, Feldflur, Obstgarten und Dachboden ausfindig zu machen.
Vonderau Museum Fulda, www.museum-fulda.de, Di – So 10 – 17 Uhr.
Hinweis: Durch den Aufbau der großen Sonderausstellung „75 Jahre Demokratie in Hessen und Fulda“ und durch eine Bauuntersuchung könnte die Wegeführung für die Besucher kurzzeitig umgeleitet werden