Expertise in Umwelt- und Naturschutz
Im Jahr 1987 wurde er zum ersten Mal verliehen, inzwischen ist die Zahl der Auszeichnungen auf mehr als 100 gestiegen: Die Rede ist vom Umwelt- und Naturschutzpreis der Stadt Fulda, der jetzt zum 15. Mal - pandemiebedingt mit leider fünfmonatiger Verspätung noch für das Jahr 2020 - an Persönlichkeiten beziehungsweise Institutionen vergeben wurde, die sich in besonderer Weise für die Belange des Natur- und Umweltschutzes in Fulda eingesetzt haben. Der Umweltdezernent der Stadt Fulda, Stadtbaurat Daniel Schreiner, ehrte im Marmorsaal des Stadtschlosses die ehrenamtliche Tierpflegerin Monika Löffler-Friedrich, den Vogelschutz-Experten Horst Bachmann, die Saisongärten-Initiative des Unternehmens Tegut sowie ein besonderes Buchprojekt des Vereins für Naturkunde in Osthessen. An der Feier nicht teilnehmen konnte der langjährige Leiter des Umweltzentrums Fulda, Volker Strauch, der ebenfalls zu den Preisträgern gehörte.
Der sonst übliche öffentliche Empfang zur Preisverleihung musste corona-bedingt ausfallen, dennoch gelang es, im kleinen Kreis die langjährige Arbeit der Preisträgerinnen und Preisträger angemessen zu würdigen. Die Preisjury hatte im Herbst 2020 aus zehn Kandidatenvorschlägen auswählen müssen und sich für mehrere Auszeichnungen in unterschiedlichen Kategorien entschieden. Der mit insgesamt 5000 Euro dotierte Umwelt- und Naturschutzpreis der Stadt Fulda wird traditionell auf mehrere Preisträgerinnen beziehungsweise Preisträger aufgeteilt.
Den Preis in der Kategorie Naturschutz/Privates Umweltengagement erhielt Monika Löffler-Friedrich. Die Diplompädagogin betrieb über viele Jahre hinweg ehrenamtlich die „Private Wildtierhilfe Rhön“. Dabei handelte es sich um eine Auffangstation für verletzte Tiere, die gepflegt und nach ihrer Genesung wieder ausgewildert werden. „Neben Privatpersonen wendeten sich auch viele Jäger, Polizeibeamte und Feuerwehrleute, aber auch das Landratsamt oder die Stadt Fulda wegen aufgefundener Tiere an die Wildtierhilfe und erhielten dort kompetente Hilfe“, erläuterte Stadtbaurat Schreiner in seiner kurzen Laudatio. Zudem engagiere sich Löffler-Friedrich als Mitglied des Naturschutzbeirats der Stadt Fulda und fungiere für die AG Fledermausschutz Fulda e.V. als erste Ansprechpartnerin und Notfallbetreuerin für verletzte Fledermäuse in Osthessen.
Für sein Lebenswerk wurde Horst Bachmann geehrt. Er ist seit Jahrzehnten für die hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz Mitglied im Naturschutzbeirat der Stadt Fulda, zudem ist er Ortsvertrauensmann für den Vogelschutz und langjähriger VHS-Dozent. Der ehemalige Eisenbahner (Jahrgang 1938) hat sich als Autodidakt große Kenntnisse im Bereich der Vogelkunde und des Vogelschutzes angeeignet. „In jeder freien Minute sind Sie in der Gemarkung Maberzell unterwegs, um die heimische Vogelwelt zu beobachten und zu erforschen“, betonte Schreiner. Bachmann habe in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Nistkästen für die unterschiedlichsten Vogelarten fachkundig hergestellt und aufgehängt. Besonderen Erfolg hatte er bei der Wiederansiedlung der seltenen Schleiereule. Schon 1968 wurde er vom Landratsamt Fulda zum Ortsvertrauensmann für den Vogelschutz ernannt. In diesem Ehrenamt betreute er am Schulzenberg und in den Gemarkungen Maberzell und Trätzhof ca. 60 Nistkästen für Vögel, 30 Nisthilfen für Schwalben, 5 Schleiereulennistkästen und 30 Fledermauskästen. 1995 wurde Bachmann Beauftragter der Oberen Naturschutzbehörde für das Naturschutzgebiet „Horaser Wiesen“. Auf zahllosen vogelkundlichen Exkursionen sowie durch viele Veröffentlichungen zur Ornithologie unserer Heimat hat er das Interesse am Thema geweckt und wertvolle Beobachtungsergebnisse dokumentiert.
Den Preis in der Kategorie „Unternehmen/Verbände“ nahmen Stefanie Krecek und Thomas Gutberlet stellvertretend für die Initiative Tegut-Saisongarten im Empfang. Die Supermarktkette Tegut unterstützt seit 2009 die Idee der urbanen Gemüse-Selbsternte mit der Initiative Tegut-Saisongärten. Aktuell vernetzt sie an 19 Standorten im Verbreitungsgebiet der Tegut-Märkte - vor allem in Hessen, Bayern und Thüringen – Bio-Landwirte mit Interessierten, die nicht über Gartenland verfügen und wenig Erfahrung mit dem Gemüseanbau haben aber gern gärtnern wollen. Stadtbaurat Schreiner lobte die innovative Idee und die gelungene Umsetzung, „die ein absolut niedrigschwelliges Angebot bietet für alle, einmal das ökologische Gärtnern ausprobieren wollen.“ Tegut-Chef Gutberlet und Saisongarten-Projektleiterin Krecek zeigten sich sehr erfreut, dass die Initiative, die bundesweit schon diverse Preise erhalten hat, nun auch in Fulda, wo am Eisweiher der erste Saisongarten entstand eine schöne Anerkennung erfahre.
Stellvertretend für den Verein für Naturkunde in Osthessen (VNO) und dessen Publikationsreihe „Beiträge zur Naturkunde in Osthessen“ wurde der Preis in der Kategorie „Würdigung besonderer Umweltaktivitäten/Initiativen/Vereine“ an Dr. Ute Lange und Elmar Kramm verliehen. Anlass für die Nominierung durch das Regierungspräsidium Kassel war die VNO-Veröffentlichung „Der Haimberg, bedrohtes Kleinod zwischen Rhön und Vogelsberg“. Ein insgesamt 17-köpfiges Team an Autorinnen und Autoren des VNO hatte in mehr als dreijähriger Arbeit wissenschaftliche Aufsätze zu den Themenbereichen Vegetation/Botanik und Geologie sowie zu verschiedenen Tiergruppen wie Heuschrecken, Zweiflügler, Wespen, Wildbienen, Tag- und Nachtfalter, Käfer, Wanzen, Mollusken und Vögel erarbeitet. Stadtbaurat Schreiner betonte die „bemerkenswerte Tatsache“, dass der Band bereits weitgehend vergriffen sei: „Das zeigt doch, dass Sie hier komplexe Umweltthemen für ein breites Publikum verständlich und interessant aufgearbeitet – und dafür eine enorme Menge an Zeit, Leidenschaft und Akribie investiert haben.“ Einzelne Exemplare des Buches sind übrigens noch an der Kasse des Vonderau-Museums erhältlich.
In Abwesenheit wurde Volker Strauch in der Kategorie Umweltbildung/Umwelterziehung mit dem Umwelt- und Naturschutzpreis ausgezeichnet. Als langjähriger Geschäftsführer und Programmverantwortlicher des Umweltzentrums, als engagierter Netzwerker und Träger vieler Ehrenämter im Bereich Umwelt- und Naturschutz in der Region Fulda hat er die Umweltszene in Osthessen geprägt. Das Umweltzentrum hat sich unter seiner fachlichen Leitung zu einer regionalen Anlaufstelle für Umweltbildung und -erziehung entwickelt, die in jedem Jahr spannende Programme für Kinder, Lehrer und interessierte Erwachsene bietet. Durch seine Netzwerke entstanden beispielhafte Kommunikationsforen und Kooperationen wie der Arbeitskreis Energie(sparen), der bereits seit 26 Jahren zusammenarbeitet oder das 2012 gegründete „Netzwerk Bildungsregion Nachhaltigkeit Osthessen“. Die Urkunde und das Preisgeld werden ihm zu einem späteren Zeitpunkt übergeben werden.
Der nächste Umwelt- und Naturschutzpreis der Stadt Fulda wird voraussichtlich im Jahr 2022 ausgelobt und vergeben.