Fulda trauert um Ex-OB Dr. Wolfgang Hamberger

Anlässlich des 90. Geburtstags von Dr. Hamberger im August 2020 formierten sich vier (Alt-)-Oberbürgermeister zum Gruppenbild (von links): Gerhard Möller, Dr. Heiko Wingenfeld, Dr. Wolfgang Hamberger und Dr. Alois Rhiel. Foto: Stadt Fulda/Walter Rammler
Dr. Hamberger beim Empfang anlässlich seines 90. Geburtstags im August 2020. Foto: Stadt Fulda/Walter Rammler
Vorgänger Dr. Alfred Dregger (links) gratuliert Dr. Wolfgang Hamberger nach der Wahl zum Oberbürgermeister 1970. Foto: Stadtarchiv Fulda
1998 übergab Dr. Wolfgang Hamberger (links) nach 28 Jahren als OB die Amtskette an seinen Nachfolger Dr. Alois Rhiel. Foto: Stadtarchiv Fulda
2003 nahm Dr. Hamberger auch an der Feier zur Einführung seines Nach-Nachfolgers Gerhard Möller (Mitte) teil. Foto: Stadtarchiv Fulda
Dr. Hambergers besonderes Engagement galt der Verständigung und Aussöhnung mit den ehemaligen jüdischen Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt - hier beim ersten großen Treffen 1987. Foto: Stadtarchiv Fulda
1984 wurde das ursprüngliche Löhertor-Center eröffnet. Inzwischen steht dort die Zentrale der RhönEnergie. Foto: Stadtarchiv Fulda/Hubert Weber
Dr. Hamberger stieg als Schirmherr der Fuldaer Fastnacht gelegentlich auch selbst in die Bütt - wie hier beim Rosenmontagsempfang des Magistrats im Jahr 1982. Foto: Stadtarchiv Fulda
Beim Hessentag 1990: Dr. Hamberger mit dem Fuldaer Hessentagspaar Birgit und Bertram Stitz. Foto: Stadtarchiv Fulda/Hubert Weber
Im November 1980 begrüßte Dr. Hamburger Papst Johannes Paul II. bei dessen Besuch in Fulda. Foto: Stadtarchiv Fulda/Walter Sandner
In harten Verhandlungen hatte Dr. Hamberger erreicht, dass die neue Schnellbahnstrecke der Bahn nicht westlich an Fulda vorbei gebaut wurde, sondern durch den Bahnhof Fulda - der so zum wichtigen ICE-Haltepunkt wurde. Die Entwickulng Fuldas zur Tagungs- und Kongressstadt wäre ohne diese Entscheidung nicht denkbar gewesen. Foto: Stadtarchiv Fulda
1994 stellte sich Dr. Hamberger erstmals in einer Direktwahl zur Wahl - und wurde mit großer Mehrheit wiedergewählt. Foto: Stadtarchiv Fulda
Ein ganz besonderer Moment in Hambergers Amtszeit: Er begrüßt im Oktober 1989 DDR-Flüchtlinge, die mit dem Zug den Bahnhof Fulda passieren. Foto: Stadtarchiv Fulda/Hubert Weber
Auch die wirtschaftliche Entwicklung Fuldas hatte Hamberger stets im Blick - hier beim Spatenstich für den Industriepark West, der in Fuldas Westen große Entwicklungsperspektiven für Industrie und Gewerbe bot und bis heute bietet. Foto: Stadtarchiv Fulda
Die Eröffnung des Kindergartens Gläserzell 1980.
Grundsteinlegung für das Sportbad Ziehers 1981.
1994 kam zum Stadtjubiläum eine Sonderbriefmarke der Deutschen Post heraus - hier wurde sie vom damaligen Postminister Wolfgang Bötsch, Erzbischof Dr. Johannes Dyba und Dr. Hamberger präsentiert. Foto: Stadtarchiv Fulda/Bernd Stock
Zum Empfang anlässlich des 50. Geburtstags von Fuldas aktuellem OB Dr. Heiko Wingenfeld im Oktober 2023 ließ es sich Dr. Hamberger nicht nehmen, seinem Nach-Nach-Nachfolger persönlich zu gratulieren. Foto: Stadt Fulda

Fulda als Oberbürgermeister von 1970 bis 1998 in herausragender Weise geprägt

FULDA, 26. Februar 2025: Die Stadt Fulda trauert um ihren langjährigen Oberbürgermeister und Ehrenbürger Dr. Wolfgang Hamberger, der am 25. Februar im Alter von 94 Jahren in seiner Wahlheimat Fulda verstorben ist. In den 28 Jahren seiner Amtszeit als Oberbürgermeister (1970 bis 1998) hat er die Stadt Fulda in herausragender Weise geprägt, von vielen seiner Weichenstellungen profitiert die Stadt noch heute.

Der aktuelle OB Dr. Heiko Wingenfeld sprach in seinem Nachruf von einer „einzigartigen Lebensleistung und beeindruckenden Weitsicht“ und betonte in diesem Zusammenhang insbesondere die damals hart erkämpfte Entscheidung für den ICE-Knotenpunkt mitten in Fulda, Hambergers Einsatz für eine menschengerechte statt einer autogerechten Stadt oder sein frühes Engagement für Nachhaltigkeit, etwa als Initiator der 1. Hessischen Landesgartenschau 1994. Auch nach seiner Amtszeit als OB sei er nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner christlichen Werteorientierung mit aller Leidenschaft für das Wohl der Stadt und der Region eingetreten, sagte Wingenfeld. Seine Anteilnahme gelte jetzt der Familie des Verstorbenen, der er Kraft in diesen schweren Stunden wünschte. 

Geboren wurde Wolfgang Hamberger am 25. August 1930 in Bensheim an der Bergstraße und ging auch dort zur Schule. Im Februar 1945 überlebte er als 14-Jähriger in Mainz einen schweren Bombenangriff – ein für ihn prägendes Ereignis. Nach bestandenem Abitur studierte er Volkswirtschaftslehre in Frankfurt und Heidelberg, anschließend Sozial- und Politikwissenschaften in Cleveland/USA. Neben seiner beruflichen Tätigkeit in der Bank- und Versicherungswirtschaft studierte er in Heidelberg Politische Wissenschaften, Soziologie und Völkerrecht und promovierte bei Prof. Dolf Sternberger mit einer Arbeit zum Kommunalwahlsystems in Baden-Württemberg. In der Heidelberger Zeit heirate er 1959 seine Frau Liselotte (1937-2019). Dort kamen auch die beiden Töchter zur Welt. 1968 kam Hamberger auf den Ruf des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Alfred Dregger hin nach Fulda, wo er zunächst den Posten als Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, Statistik und Presse innehatte, dann zum Bürgermeister und schließlich 1970 zum Oberbürgermeister gewählt wurde.

28 Jahre blieb Hamberger als Oberbürgermeister im Amt, wurde von der Stadtverordnetenversammlung und später auch in der Direktwahl von den Fuldaerinnen und Fuldaern mit jeweils großen Mehrheiten wiedergewählt. Mit seiner langen Amtszeit steht er in der Nachkriegszeit für einen Rekord, lediglich Franz Rang (1862-1893) und Georg Antoni (1894-1930) konnten auf noch längere Amtszeiten als Fuldaer OB zurückblicken.

Mit Blick auf seinen Vor-Vor-Vorgänger im Amt betonte Wingenfeld: „Mit seiner Lebensleistung stand Hamberger für eine Generation, die den Zweiten Weltkrieg noch mit all seinen Schrecken bewusst erlebt hat und für die Demokratie keinesfalls selbstverständlich war. Hamberger hat, ausgestattet mit einem christlichen Wertegerüst und einem klaren Kompass, die Konsequenzen aus der NS-Diktatur gezogen und einen weltoffenen, demokratischen Geist vorgelebt.“ Die Bewahrung der Schöpfung, die Pflege der Beziehungen zu den Partnerstädten und den USA, die Aussöhnung und die Freundschaft mit den ehemaligen Fuldaer Juden und ihren Familien, die Schaffung von Bewusstsein für unser kulturelles Erbe, Literatur, Kultur und unsere demokratische Verantwortung im Hier und Jetzt - all dies seien Themen, denen sich Hamberger während seiner Amtszeit, aber auch danach mit großer Hingabe gewidmet habe, so Wingenfeld. Als Beispiel nannte er die seit Jahrzehnten erfolgreiche und hochkarätig besetzte Lesereihe „Literatur im Stadtschloss“, die Hamberger einst angestoßen und bis zum Schluss aktiv begleitet habe.

Die Stadt Fulda sei ihrem Ehrenbürger Dr. Wolfgang Hamberger zu großem Dank verpflichtet, sagte Wingenfeld, und auch ganz persönlich sei er – wie auch seine Vorgänger Dr. Alois Rhiel und Gerhard Möller - dankbar für viele Begegnungen und Gespräche mit einem „stets wohlmeinenden und guten Ratgeber“.