„Einer, der mit anpackt und Verantwortung übernimmt“
FULDA, 03.08.2021: Der im Jahr 1973 durch den damaligen Ministerpräsidenten Albert Osswald gestiftete Ehrenbrief des Landes Hessen setzt voraus, dass der oder die Ausgezeichnete mindestens zwölf Jahre lang ehrenamtlich in der Kommunalpolitik beziehungsweise in einem Verein mit kulturellen oder sozialen Zielen tätig war. Stadtrat Stefan Grauel erfüllt diese Voraussetzungen gleich mehrfach und wurde jetzt im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses von Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet.
Die Liste der Vereinsmitgliedschaften und Funktionen in Gesellschaft und Lokalpolitik, die Stefan Grauel (60) schon seit frühester Jugend übernommen hat, ist so lang, dass sie OB Wingenfeld kaum aufzählen konnte. Ein Dreiklang aber ziehe sich wie ein roter Faden durch Grauels Leben: Vielseitigkeit, Kontinuität und Verlässlichkeit. Wo heute oft nur Unverbindlichkeit und allenfalls temporäres Engagement zu erleben seien, stehe der Ausgezeichnete für wirklich langfristige Vereinsarbeit, und zwar nicht nur als einfaches Mitglied, sondern als jemand, „der stets mit anpackt und Verantwortung übernimmt“, betonte OB Wingenfeld. Beispielhaft nannte Wingenfeld den ungewöhnlichen Einsatz Grauels für den Männerchor „Gemütlichkeit“ in seinem Heimatort Horas: Seit 46 Jahren ist er dort Mitglied, seit 43 Jahren ist er durchgehend in verschiedenen Vorstandsämtern aktiv, vom 2. Schriftführer und Jugendwart bis zum 1. Vorsitzenden. Bereits im Alter von zehn Jahren war Grauel bei der Rhönklubjugend Niesig aktiv, später folgten Mitgliedschaften und Funktionen beim Deutschen Alpenverein (Sektion Fulda), beim Fulda-Rhön-Sängerbund, beim Sportverein und der Feuerwehr Gläserzell, bei der LG Fulda (Nordic Walking), beim Freundschaftsverein Fulda-Dokkum, beim Förderverein „Park der Stille“ Horas, beim Förderverein „Kirchbau St. Bonifatius“ sowie beim TTC Fulda-Maberzell (als Spieler der 5. Mannschaft und als Beisitzer im Vorstand).
Auch in der Kommunalpolitik hat sich Stefan Grauel schon früh engagiert – „sicher bedingt durch die familiäre Vorprägung“, wie es OB formulierte. Schließlich war Stefan Grauels 2016 verstorbenen Vater Otto von 1964 bis 1993 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und erhielt die Auszeichnung als „Stadtältester“. 1980 trat Stefan Grauel dem CDU-Ortsverband Horas bei und ist seitdem Vorstandsmitglied. Von 2001 bis 2011 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung an, seit nunmehr zehn Jahren ist er als ehrenamtlicher Stadtrat Mitglied des Magistrats der Stadt Fulda. Weitere Ehrenämter in zum Teil verantwortlicher Position bekleidete Grauel als Schöffe am Ortsgericht Fulda und als Hilfsschöffe am Landgericht sowie als Mitglied im Widerspruchsausschuss, im Naturschutzbeirat und in der Verbandsversammlung des Abwasserverbands Fulda.
OB Wingenfeld dankte Grauel auch im Namen seiner Amtsvorgänger und insbesondere im Namen von Alt-OB Dr. Wolfgang Hamberger, der der Feierstunde beiwohnte, für das umfassende und langjährige Engagement im Ehrenamt. „Ihre starke Verankerung im örtlichen Vereinswesen, gepaart mit dem technischen und sozialen Sachverstand, den Sie sich in Ihrem Beruf als Fernmeldehandwerker sowie als Telekom-Fachwirt und Ausbilder sowie später als langjähriger Betriebsrat erworben haben, machen Sie zu einem wertvollen Mitglied der städtischen Gremien, das stets das Ohr nahe an der Bürgerschaft hat und Prozesse fundiert und mit Sinn für das Pragmatische hinterfragt“, lobte der Oberbürgermeister. Es sei für das Funktionieren des Gemeinwesens wichtig, dass es Persönlichkeiten wie Stefan Grauel gebe, die stets ansprechbar seien und die Bürgeranliegen an den richtigen Stellen formulieren und voranbringen könnten. „Sie wissen genau, dass im Zweifel eine Straßensperrung in der Nachbarschaft oder ein locker sitzender Kanaldeckel für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort das dringendere Thema sind als die großen Projekte der Stadtentwicklung“, sagte Wingenfeld.
Sichtlich gerührt dankte der neue Träger des Landesehrenbriefs für die Auszeichnung: „Ich muss schon sagen: Es tut gut, wenn ehrenamtliche Arbeit auch einmal anerkannt wird. Gleichzeitig fällt hier oft das Wort ,langjährig‘; darin steckt natürlich zwangsläufig auch die Tatsache des Älterwerdens“, merkte Grauel mit einem Augenzwinkern an. Er dankte neben vielen Weggefährten, Nachbarn und Freunden, die zu der Feier im Fürstensaal erschienen waren, insbesondere Egon Baier, der das Verfahren zur Ehrenbrief-Auszeichnung angestoßen hatte. Seine besondere Motivation für das Ehrenamt führte er auch auf die Prägung durch seine Eltern zurück: „Mein Vater hat immer gesagt: Man erst mal selbst etwas tun, bevor man etwas von anderen fordern kann.“ Diesen Wahlspruch habe er sich zu eigen gemacht. Gleichzeitig sei ein solches ehrenamtliche Engagement nur durch den Rückhalt in der Familie möglich. Sein besonderer Dank deshalb seiner Ehefrau Monika und den Töchtern nebst Anhang. Grauels Resümee: „Das Ehrenamt kostet sicher viel Zeit und Kraft, aber es kommt auch viel zurück: Das reicht von der tatkräftigen Hilfe beim Hausbau durch die Vereinskameraden bis hin zu den vielen interessanten Erlebnissen und internationalen Begegnungen, die man als Stadtrat haben kann.“