24 Bäume für 24 Stadtteile gepflanzt
FULDA, 10. MAI 2022: Vor 50 Jahren änderte die kommunale Struktur Hessens radikal ihr Gesicht: Landkreise wurden verschmolzen, Gemeinden schlossen sich zu größeren Einheiten zusammen, Städte wuchsen um ehemalige Stadtrandgemeinden. Auch an der Stadt Fulda ging die Entwicklung nicht vorüber: 24 Gemeinden, vor allem im Norden, Westen und Süden, gaben zum 1. August 1972 ihre Selbstständigkeit auf und schlossen sich der Stadt Fulda an, die Fläche wuchs damit von 20 auf 103 Quadratkilometer, und die Einwohnerzahl erhöhte sich von 45.000 auf gut 60.000.
Die Entwicklung vor 50 Jahren lief nicht ohne Widerstände und Komplikationen ab, der Abschluss der 24 Grenzänderungsverträge war eine wahre Herkulesaufgabe. Und auch wenn vielerorts zu Beginn Skepsis herrschte, so kann man nach 50 Jahren doch getrost feststellen: Die Kernstadt und die 24 Stadtteile sind zu einer Einheit geworden, wobei die ehemals selbstständigen Dörfer ihren individuellen Charakter und ihre Identität bewahrt und zugleich das städtische Gemeinschaftsgefühl verinnerlicht haben.
Dies wurde bei einer symbolischen Baumpflanzaktion am vergangenen Wochenende deutlich. Vertreterinnen und Vertreter aus den Stadtteilen, die städtische Verwaltungsspitze um Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingengfeld und Stadtbaurat Daniel Schreiner sowie die „erste Bürgerin der Stadt“, Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann, pflanzen auf dem sogenannten Auenplatz der Landesgartenschau (LGS) 2023 insgesamt 24 Stadtteil-Bäume, die als dauerhaftes Symbol für die städtische Gemeinschaft stehen und einen Hain aus Schwarzerlen bilden sollen.
OB Wingenfeld machte deutlich, dass die Stadtteile heute wie damals die Stadt bereicherten und einen „Großteil der Vielfalt und Lebensqualität Fuldas“ ausmachten. Der Dank des OB galt allen, die sich in ihren jeweiligen Stadtteilen engagieren, sei es im Ortsbeirat oder in den Vereinen. Auch Stadtbaurat Schreiner betonte die Eigenheiten der Stadtteile – von städtisch geprägten Orten wie Lehnerz oder Kohlhaus bis hin ländlich-idyllischen Dörfern wie Lüdermünd oder Malkes. „Wir fördern diese Vielfalt, wir wollen keine Gleichmacherei“, betonte Schreiner.
Als Vertreter der Ortsbeiräte merkte Wolfgang Bilz (Istergiesel) augenzwinkernd an, dass die 24 Stadtteile nicht so anpassungsfähig und anspruchslos seien wie es der Schwarzerle als Gehölz nachgesagt werde. Gleichzeitig betonte er, dass sich die Stadtteile in der Gesamtstadt gut aufgehoben fühlten, und dass viele Infrastrukturprojekte der vergangenen fünf Jahrzehnte in den Stadtteilen als selbstständige Kommune niemals umsetzbar gewesen wären. Auch er betonte die besondere Rolle der Vereine in den Stadtteilen, die für die gesamte Kulturszene der Stadt eine Bereicherung seien und die zugleich stabilisierend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wirkten.
Die LGS-Geschäftsführer Marcus Schlag und Ulrich Schmitt erläuterten das Konzept der Landesgartenschau und die Rolle, die künftig der Schwarzerlen-Hain am sogenannten Auenplatz spielen soll. Auch erklärte Schlag das etwas kuriose Aussehen der Pflanzorte: „Normalerweise modellieren wir erst das Gelände und pflanzen dann die Bäume, in diesem Fall mussten wir die Reihenfolge umkehren.“ Daher stehen die 24-Stadtteil-Bäume (noch) auf kleinen Hügeln, künftig werden die Standorte in die Landschaft eingebettet sein.
Im Anschluss an den symbolischen Pflanztermin sowie vielen Erinnerungsfotos an den individuellen Stadtteil-Bäumen konnten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer den wunderbaren Frühlingstag noch bei einem herzhaften Imbiss im Bistro des Umweltzentrums ausklingen lassen.